Ich war hin- und hergerissen. Eigentlich hätte mir ja eine Portalfräse ganz gut gefallen. Ich hatte mir auch schon ein Modell herausgesucht. Es wäre eine Shapeoko-MAX geworden. Kosten rund 1K. Viele Foren gelesen, viele Meinungen gehört. Wer eine Fräse hat, ist der Obergott, ein 3D-Drucker ist nur der billige Ersatz für eine Fräse und so einen Quatsch. Nur wer sich genau in die Materie einarbeitet weiß, dass dies eben wirklich zwei verschiedene Welten sind.
Also weiter. Ich habe mich erstmal für einen 3D-Drucker entschieden. Aber fertig kaufen ist ja langweilig, dachte ich. Also erstmal schlau machen.
Mechanik – Der Aufbau
Alles selbst bauen, lohnt nicht. Ich hab dann doch nicht so viel Zeit und preislich ist das inzwischen sehr schwierig, bei den asiatischen Angeboten überhaupt unter den Materialpreis zu kommen. In Ebay habe ich dann ein Angebot gefunden, das meinem Bastelherz höher schlagen lies. Es sollte ein Prusa I3 werden, allerdings in der Alu ausführung mit externer Kontrollbox, da ich es nicht prickelnd finde, die 230V Netzspannung irgend wie an dem Gerät angefrickelt aufzufinden.
Das externe Gehäuse, welches geschlossen ist und auch wirklich berührungssicher und geerdet ist, war mir da um einiges sympathischer.
Der Aufbau des Inneren ist meiner Meinung nach vorbildlich! Sauber verkabelt und die Leistungsteile des Netzteils werden über das Gehäuse gut gekühlt. Lediglich der Kühler wurde meiner Meinung nach falsch herum eingebaut. Sicher wegen der leichteren Montage. Der Luftstrom wurde in das Gehäuse hereingedrückt, statt herausgezogen. Des weiteren wären Kühlkörper auf den Leistungstreibern der Schrittmotoren angebracht. Bisher hat dieses Setup auch einen 24h Betrieb überstanden, auch ohne Kühlkörper.
Der Bausatz hielt, was ich mir versprochen hatte. Es war nicht einfach. Der mechanische Aufbau geht eigentlich nur mit entsprechendem Werkzeug. Der Lieferumfang ist wirklich umfangreich. Es sind reichlich Schrauben und Unterlagscheiben übrig. Also ruhig auch an den Stellen Unterlagscheiben verwenden bei denen es in der Anleitung auch nicht erwähnt wird. Leider fehlte bei mir ein Pulley, welcher aber noch nachgeliefert wird. Diesen habe ich kurzerhand im freien Handel für ein paar Euro selbst bestellt, da die Nachlieferung aus China kommt und das ganze eine Weile dauert.
Leider sind die Bohrungen der Alu Teile so genau, dass sie sicher vor dem eloxieren gepasst haben, jedoch nach dem eloxieren sicher nicht mehr. Also bleibt nichts weiter übrig, als manche Bohrungen mit der beiglegten Feile größer zu reiben. Der Aufbau nach Anleitung lief soweit problemlos. Die ersten wirklichen Probleme kamen bei der Inbetriebnahme. Die X- und Y-Achse liefen einwandfrei, jedoch wollte die Z-Achse überhaupt nicht laufen. Die Schrittmotoren stotterten einfach vor sich hin.
Nach einigem lesen in Foren konnte ich feststellen, dass ich nicht alleine war. Also folgte ich den Tips und löste alle Schrauben der Gleitlager und der Trapezgewindestangen. Die Trapezgewindestangen sind über die Koppler sauber von den Schrittmotoren getrennt. Letztendlich musste ich das externe Steuergehäuse öffnen und den Treiberbaustein mit dem Poti genau einstellen, damit die beiden Schrittmotoren genug Strom bekamen. Sicherheitshalber habe ich mir gleich die nächst größeren Treiber bestellt, welche ich aber bis heute nicht einbauen musste.
Nachdem nun die Z-Ache auch lief, konnte der erste Test durchgeführt werden. Das Druckbett ausnivilieren und los. Der erste Test war schon mal erfolgreich, wenn auch nicht ganz zufriedenstellend.
Addons – Was man noch alles braucht
Ok, der Anfang war gemacht. Was braucht man sonst noch für solch einen 3D-Drucker. Als erstes wollte ich mir auf jeden Fall die dauernde Einstellung des Druckbettes sparen. Ich hatte gelesen, dass es ein automtisches nivilieren gibt. Das klingt doch wirklich schon mal gut. Ich habe dann wieder ein paar Foren gelesen und mir über Amazon (sicher auch bei Ebay oder anderen erhältlich) einen Näherungssensor zugelegt (LJ18A3-8-Z/BX 8mm induktive Näherungsschalter Sensor NPN NO Schalter DC 6-36V). Einen Halter dafür gibt es in Thingiverse.com . Vorteil des Halters, man kann sich gleich noch einen Filamentkühler mitbestellen und verbauen. Ob dieser wirklich die oft erwähnten Qualitätssteigerungen bringt, kann ich noch nicht sagen. Bisher habe ich den Eindruck, dass dies nicht der Fall ist.
Nach dem Anbauen und verkabeln des Sensors (Achtung, hier muss noch ein Spannungsteiler eingebaut werden. Versorgungsspannung ist 12V, Signalspannung soll dann 5V sein. Mein Sensor gab aber nur 9,8V am Signalausgang heraus, was für mich von Vorteil war, da dann 2x 10KOhm Widerstände für 5V ausreichten. Wie das geht, findet ihr mit Google leicht selbst oder hier eine Nachricht hinterlassen.) erledigt war, kam das anpassen der Firmware. Ich brauchte allerdings länger, die richtige Firmware zu finden, als die Anpassungen durchzuführen. Die Firmware muss zum Board passen (meins ist ein GT2560 rev.A), sonst kann es Euch wie mir passieren, dass das Display nichts anzeigt, da die anderen Drucker andere Displays haben. Ich habe dann die richtige “Marlin” Firmware gefunden. Geeetech hat diese auch auf ihrer Seite “versteckt”. Meist findet man den Link dann beim Produkt im Kommentarbereich, da andere auch auf der Suche sind. Ich werde meine hier noch zum Download verlinken.
Firmware anpassen
Hat man die richtige Firmware gefunden, müssen ein paar Dinge beachtet werden, über die ich auch gestolpert bin. Zum einen muss das “auto_bed_leveling” aktiviert werden. Dazu wird der “alte” Z-Endschalter als Sensoreingang verwendet. Zum zweiten muss jetzt aber das homing für die Z-Achse neu definiert werden, da der Sensor sonst nicht auf dem Bett misst, sondern neben dem Bett in der Luft hängt. Dazu kann in der Firmware die Funktion “Safe_Homing” aktiviert werden. Dann wird die Z-Achse erst heruntergefahren, wenn die X- und Y-Achse erfolgreich ihre Startposition erreicht haben und anschließend auf eine Position gefahren sind, bei der der Sensor in der Bettmitte mißt.
Achtung Falle
Soweit so gut. Jetzt war nur noch das Problem, dass der Drucker bei mir das Bett nicht ausgemessen hat, sondern auf einer Stelle stehen blieb und die Z-Achse kurz geruckelt hat und mir wurden Meßwerte für das Bett zurückgeliefert. Ich wusste natürlich, dass die Werte nicht stimmen können, da der Drucker das Bett ja gar nicht ausgemessen hat. Der Grund war relativ einfach, jedoch schwer zu finden. Geeetech auch für alle Achsen die Möglichkeit Endschalter anzuschließen. Diese sind jedoch im Standard nicht verbaut. Da die Pins der Eingänge aber mit einem internen Pullup aktiv sind, sind diese “high” und das Bett wird nicht ausgemessen, da der Controller denkt, die Achsen sind auf den Endschaltern aufgelaufen. Also habe ich die Endschalter in der Firmware noch deaktiviert (die Endpositionen sind sowieso Softwareseitig definiert) und schon wurde das Bett ausgemessen. Jetzt noch das Z-Offset der Düse zum Bett per Software setzen (M851 Z -x.x) und schon kann es losgehen.
Ich habe einige Abende mit der Fehlersuche verbracht und hoffe, dass meine Tips dem ein oder anderen helfen.
Hier noch ein kleines Video mit “Auto Bed Leveling”
Hallo,
vielen Dank für die Tipps zum Autobed Leveling. Bin aktuell auch dabei einen Sensor zu verbauen. Würdest du deine geänderte Firmware zum Download anbieten oder mir per mail schicken?
Vielen Dank im Voraus.
Hi Tobias
Das mache ich gerne. Ich schicke dir die nächsten Tage einen Download Link per Mail. Du musst allerdings einen Punkt in der Firmware ändern, damit deine X-Achse richtig herum läuft. Denn nach dem Umbau auf externen Extruder musste ich die Befestigung für den X-Achsen Schlitten umdrehen. Das ist aber nur ein Parameter. Ich schicke dir in dem Link ein komplettes Paket, in dem gleich der richtige Arduino compiler mit dabei ist. Dann sollte das kein Problem sein.
Gruß
Soviel Arbeit bracuhst du dir garnicht machen…. Mir würde die configuration.h schon ausreichen 😉
Vielen dank für die Tipps. Leider funktioniert das Autobad Leveling bei meinen Drucker nicht so wie es soll und komme diesbezüglich nicht weiter. Würdest du deine geänderte Firmware als Download zu Verfügung stellen.
1000 dank aus Österreich…
Hallo Rene
Hier der Link zur Firmware. Hoffe das Hilft. Alle Änderungen sind mit Eisbaeeer markiert.
http://www.weimars.net/wp-content/uploads/2017/04/Marlin.zip
Grüße Lars
Besten Dank, jetzt tut es was es soll. Ich habe die Firmware auf 32Step Motortreiber angepasst falls Interesse besteht schicke ich sie dir gerne. 🙂 Gruß Rene
Hi.
Habe mir vor ein paar Monaten auch den Drucker gekauft. Mit der Motorseite der X Achse habe ich noch meine Probleme. Lager und Mutter der Z Achse sind da ganz besonders schlecht und viel zu eng wenn die Z Achse ganz unten ist. Bin am überlegen ob ich mir nicht ein Blech bohre mit passendem Abstand und das anbringe 😀 Dann die Kabel der Box. Das Flachbandkabel ist sicher wieder defekt. Neue smooth rods, neuer Y belt Spanner, neues Board, neue Stepper und ein neues Netzteil ( das jetzt angeblich auf dem Weg ist ). Habe ein anderes Netzteil vorläufig eingesetzt das ich zumindest mal richtig testen kann. Die Steppermotoren sind sauber auf 8,6 (+-0,02). Jetzt fährt die Z Achse nicht mehr runter :-/ Gleich zu beginn hatte ich mir auch einen mechanischen Sensor gekauft. Beim progammieren hört aber mein Geschick auf.
Hallo Ralf
Herzlich Willkommen.
Ich denke das Aufbohren der oberen Z-Achs Führung sollte bei dir helfen. Das Problem ist, dass die Bohrungen vor dem Eloxieren wohl gepasst haben, danach nicht mehr.
Ich habe auch den Z-Achs Treiber getauscht, da ich hier Schrittverluste hatte. Bei dir wurde ja so ziemlich alles schon getauscht. Letztens hat bei mir ein Lager der Y-Umlenkrolle gefressen. Ich habe jetzt auf ein Standard Lager mit Zahnscheibe umgerüstet, da das Geeetech doch sehr fernöstlich ist 😉
Ich hatte nur einmal versucht, ein fehlendes Teil von Geeetech nachzufordern. Es fehlte ein Pully, bekommen hab ich den Koppler der Z-Achse 😉
Ich kann mir also vorstellen, was du durchmachst. Seit dem Kauf ich die Ersatzteile lieber selbst.
Hast du dein Flachbandkabel mal durchgemessen?
Vielleicht könnt ihr mir helfen .. habe nun auch so einen Pursa I3 Aluminum und direkt nach dem zusammen Bau die erste Enttäuschung. Beim Auto home läuft die y und x Achse sauber zum Anschlag.. die Zachse allerdings bewegt sich nicht wenn überhaupt stottert sie nur ein wenig.. mach ich die gewindestangen raus laufen die Motoren sauber jedoch lassen Sie sich von Hand so leicht stoppen das mir schon klar ist das das bisschen Widerstand sie Stottern lässt. Have zwar oben gelesen das darüber, oder über was ähnliches geschrieben wurde habe es aber nicht verstanden.. Sorry ist mein erster Versuch mit nem 3D Drucker ?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen
Danke und Gruß
Darius
Hallo Darius
Herzlich Willkommen im Club!
Dein Problem ist meiner Meinung nach ein “Serienproblem” und leicht zu beheben.
Du hast das ganze ja schon gut eingegrenzt und kannst gleich loslegen. Lass die Gewindestangen mal von der Z-Ache weg und stelle als erstes den Motortreiber auf maximales Drehmoment. Als Hilfestellung kannst du dich hier schlau machen. Du hast insgesamt 5 Treiberplatinen für die Steppmotoren. Suche die Platine für die Z-Achse. Dort findest du einen Poti, mit dem du die Stromstärke einstellen kannst. Da die Z-Ache 2 Motoren parallel geschaltet hat, bin ich mir sicher, dass die Treiberplatine nicht richtig eingestellt ist (war bei mir auch so). Also den Poti so lange nach rechts drehen, bis du den höchsten Drehmoment hast und die Stepper nicht brummen. Die Treiberplatinen siehst du in meinem Beitrag hier. Jetzt sollte es viel schwerer gehen, die Motoren mit der Hand festzuhalten. Dann folgt der nächste Schritt. Die Bohrungen oben an den Gewindestangen sind viel zu knapp. Ich habe diese einfach so aufgebohrt, dass die Stangen sich frei bewegen können. Manche machen sich auch die Mühe, dort Lager einzubauen. Meiner Meinung nach nicht nötig, da die oberen Bohrungen nur dazu dienen, die Gewindestangen senkrecht zu halten.
Soweit mal zu deinem Problem und nicht aufgeben! Zums Schluss wirst du deinen Drucker besser kennen, als einen den du fertig gekauft hast. Das hilft dir dann sehr viel schneller einen eventuellen Fehler im Betrieb zu finden.
Gruß Lars